Spitzentanz

Allgemeines zum Spitzentanz

Der Spitzentanz ist eine Form des Balletttanzes, den die eigens dafür geschaffenen Spitzenschuhe ermöglichen. Der Spitzentanz und ein Tutu aus Tüll bilden seit dem 19. Jahrhundert die stereotypisierte Vorstellung von einer Ballerina.

Entwicklung

Der Spitzentanz entwickelte sich bereits im 17. Jahrhundert, jedoch noch mit dem Fokus auf Sprünge statt auf Drehungen. Die erste moderne Form des Spitzentanzes geht auf die italienische Tänzerin Marie Taglioni zurück. Sie tanzte die ersten Male auf Spitze in den Jahren 1831/1832 in der Oper Robert der Teufel von Giacomo Meyerbeers und in dem Ballett La  Sylphide. Damalige Zeitungen beschrieben die Tänzerinnen als Besitzer „fantastischer Zehen“.

Was man allerdings bedenken muss, ist dass die Technik des Spitzentanzes damals noch nicht ausgereift war. Die heutige Spitzentechnik entstand erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Außerdem waren während der 1830er und 1840er keine wirklichen Schrittfolgen, Drehungen oder Balancen auf Spitze möglich. Gründe dafür waren zum einen die noch nicht ausgeprägte Technik und das mangelhafte Schuhwerk. Erst in den 1860er und 1870er Jahre fertigte man stabilere Spitzenschuhe an. Die Zehenbox bestand nun aus verleimtem Leinen oder Papier und zwischen Innen- und Außensohle befanden sich Einlagen aus Papier oder Leder.

Zudem wurden auch die Choreographien weiterentwickelt. So sind die heutigen Inszenierungen der damals entstandenen Ballette La Sylphide und Giselle zwar ähnlich zu deren Uraufführungen, doch weisen sie nun anspruchsvollere Schrittfolgen auf, die durch die ausgereifte Technik des Spitzentanzes möglich geworden sind.

Spitzentanz für Frauen

Leider ist der Spitzentanz teilweise noch mit veralteten und konservativen Vorstellungen des Frauenbildes aus dem 19. Jahrhundert behaftet. So solle der Spitzentanz die Eleganz, Zerbrechlichkeit und Abhängigkeit der Frau vom Mann widerspiegeln. Die Frau könne sich sowohl im Tanz als auch im Alltag nicht alleine unterstützen und sei deswegen auf den männlichen Part angewiesen.

Zum Glück gehören diese Vorstellungen heutzutage größtenteils der Vergangenheit an. Weibliche Tänzerinnen beweisen in jeder Aufführung aufs Neue, dass sie die spektakulärsten und anspruchsvollsten Schritte auf Spitze vollkommen alleine ausführen können. Mittlerweile scheinen mehr und mehr Menschen zu verstehen, wie viel Kraft der Spitzentanz den Tänzerinnen abverlangt und dass sie alles andere sind als schwache, zerbrechliche Wesen.

Spitzentanz für Männer

Gegen Ende des 20. Jahrhunderts, traten auch Männer in Spitzenschuhen auf der Bühne auf. Vorerst zeigten reine Männerkompanien wie Les Ballets Trockadero de Monte Carlo Parodien der großen klassischen Ballette. Doch dann verarbeiteten Choreografen wie Mark Baldwin den Spitzentanz auch in seriöser und ernsthafter Form für männliche Partien und Stücke. Sie weisten keinerlei parodistischer Elemente auf und zeigten eine völlig neue Form von Ästhetik.