Der Seiltanz beschreibt die Durchführung von Laufschritten, Tanzbewegungen und weiteren akrobatischen Kunststücken auf einem schmalen Seil. Dieses kann sowohl durchhängend als auch straff gespannt sein. Die Tradition der Seilakrobatik ist in vielen verschiedenen Kulturen verankert. Heutzutage wird sie mit dem Zirkus assoziiert. Die Sportart zeichnet sich vor allem durch die Kombination von Balance, Körperbeherrschung und Ausdauer aus.
Geschichte des Seiltanzes
Schon in der Antike war die Kunst des Seiltanzes weit verbreitet. Sowohl die Griechen, als auch die Römer übten diverse Kunststücke auf Seilen aus. Aufgrund der Ästhetik und der Leichtigkeit, welche die Kunstform ausstrahlt, galt das Seiltanzen auch als beliebtes Motiv von Vasen, Wandgemälden und auch Münzen.
Später brachen indische und ägyptische Seiltänzer nach Konstantinopel. Im Mittelalter waren Seiltänzer teilweise auch als Gaukler verpönt.
1834 wurde das Drahtseil erfunden, womit man auch den Drahtseilakt ermöglichte. Letzteres bezeichnet die akrobatische Darbietung von Tänzern auf einem Drahtseil. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts fanden dann die ersten Drahtseilakte statt. Vor dem Drahtseil liefen die Seilartisten überwiegend auf Hanfseilen.
Unterschiedliche Formen der Seilakrobatik
Die Vorführung der Seilkunst lässt sich in verschiedene Formen differenzieren. Befindet sich der Seilakrobat auf einem Schlapp- oder einem Tanzseil, so ist von Seiltanz die Rede. Anders als bei einem Hochseil hier spricht man von (Draht-)Seillauf.
Schlappseil:
Dieses ist ein durchhängendes Seil, welches zwischen zwei festen Punkten befestigt wird. Das Schlappseil wird in einer Höhe von bis zu 4 Meter angebracht. Leichte seitliche Schwingbewegungen helfen dem Seilakrobaten die Balance zu halten, während dieser seine Kunststücke vorführt. Verbreitete Kunststücke auf dem Schlappseil sind das Laufen, Drehungen, Schwingen, Jonglieren, Einrad fahren oder Hand- und Kopfstand.
Tanzseil:
Das Tanzseil, auch Steifseil genannt, ist ein ca. 5 Meter langes Seil, welches in bis zu 4 Meter Höhe befestigt wird. Der Name Steifseil leitet sich direkt aus dem englischen „tight rope“ ab, denn das Seil wird mit einer Zugkraft von bis zu 40 kN (Kilonewton) aufgespannt.
Um die Balance besser zu halten, werden Hilfsmittel wie ein Balancefächer verwendet. Dieser hat meist eine Kreis- bzw. eine Tropfenform.
Hochseil:
Eine weitere Disziplin ist das Hochseillaufen. Hierbei wird ein straff gespanntes Drahtseil in großen Höhen befestigt. Im Zirkuszelt kann die Höhe zwischen 8 und 10 Meter betragen, draußen allerdings von bis zu mehreren hundert Meter. Die Läufer verwenden meist Balancierstangen zum Überqueren von langen Seilabschnitten. Diese kann zwischen 5 und 20 Meter lang sein und bis zu 30 kg wiegen. Die Stange ermöglicht ein größeres Trägheitsmoment und einen tieferen Schwerpunkt. Ohne Balancierstange ist das Passieren in solch immensen Höhenlagen kaum möglichen, denn Windstöße und auftretenden Schwingungen erschweren das Laufen. Einige Artisten laufen jedoch auch freihändig, meist dann aber relativ kurze Strecken. Um bei längeren Seilen starke Ausschwingungen zu vermeiden, sind in Abständen oftmals seitliche Abspannseile angebracht.
Zu den eindrucksvollsten Hochseilakten zählen zum Beispiel das Überqueren der Niagarafälle, die Strecke zwischen den Zwillingstürmen der World Trade Centers oder das Laufen übe einem aktiven Vulkan.
Weitere Kunststücke, welche Seilakrobaten auf einem gespanntem Seil ausüben, sind zum Beispiel Radschläge, Spagat, Sprünge, Bögen oder auch mit einem präparierten Einrad fahren.