Der sterbende Schwan

Allgemeines zum sterbenden Schwan

Der sterbende Schwan ist ein dreiminütiges auf Spitze getanztes Solo, das Einflüsse vom Ausdruckstanz beinhaltet. Der Choreograf Michel Fokine schuf dieses Werk für die herausragenden Balletttänzerin Anna Pawlowa. Die musikalische Begleitung namens Le Cygne stammt aus der Suite Le carnaval des animaux, welches Camille Saint-Saëns im Jahr 1886 komponierte. Des Weiteren hatte das Solo seine Uraufführung im Rahmen einer Wohltätigkeitsveranstaltung im Mariinski-Theater am 22. Dezember 1905. Hinzuzufügen ist, dass es sich hierbei nicht um ein Solo aus dem klassischen Ballett Schwanensee handelt.

Hintergrund des Solos

Obwohl das Solo des sterbenden Schwans an das von Tschaikowski kreierte Ballett Schwanensee angelehnt ist, ist es streng davon abzugrenzen. Zum einen ist die Musik nicht identisch, zum anderen ist überhaupt kein Solo des sterbenden Schwans im klassischen Schwanensee vorhanden. Dennoch lassen sowohl die melancholischen Klänge des Cellos als auch die emotionale Darbietung des Solos vermuten, dass der sterbende Schwan sich möglicherweise für seine große Liebe opfert, wie es in Schwanensee für Odette und Prinz Siegfried der Fall ist. Außerdem wird das von Alfred Tennyson im Jahre 1830 verfasste Gedicht The dying Swan als zusätzliche Quelle der Inspiration gesehen.

Choreographie des sterbenden Schwans

Die Tänzerin führt überwiegend Pas de bourrée aus, die „Tippel“-Schritte einer Ballerina auf Spitze. Besonders die Arme spielen bei diesem Solo eine große Rolle. Die Tänzerin versucht mit ihren Armbewegungen möglichst exakt das Flügelschlagen eines Schwans zu imitieren. Allerdings ist das bekannteste Element des Solos die Schlusspose. Hierbei beugt sich die Tänzerin, auf dem linken Knie stützend, über das gestreckte rechte Bein vor ihr, während sie die Arme am rechten Fuß wie Flügel übereinander legt. Erwähnenswert ist der Einfluss der Tänzerin und Choreographin Isadora Duncan für die Schlusspose. Michel Fokine ließ sich von ihren neuartigen Bewegungsformen inspirieren und verknüpfte diese mit der klassischen Balletttechnik.

Der sterbende Schwan als Statement

Einst berichtete Michel Fokine, dass man ihm nachsagte er würde die Spitzentechnik verweigern aufgrund seines Gebrauchs vom Barfußtanzen. Deswegen habe er mit dem Solo eine Antwort auf diese Beschuldigungen geschaffen, in dem er „alte“ klassische Balletttechnik mit neuartigen Bewegungsformen vereint.

Symbolische Bedeutung

Das Solo des sterbenden Schwans trägt die symbolische Bedeutung des grazilen und anmutigen Sterbens. Jedoch kann es auch für Verlogenheit und Eitelkeit von Bühnenpersönlichkeiten stehen. Darüber hinaus wird es gleichbedeutend zu einer Schwalbe im Fußball, einem vorgetäuschten Foul, benutzt. Die sich vom Solo abgeleitete Redewendung „den sterbenden Schwan spielen“ bedeutet so viel wie „theatralisch leiden“.